pH-Wert – der unsichtbare Regler in der Wasseraufbereitung mit Chemikalien
- sb4940
- 12. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Der pH-Wert spielt in der chemischen Wasseraufbereitung eine zentrale Rolle. Ob Koagulation, Flockung, Fällung oder Desinfektion – alle Reaktionen, die zur Wasserreinigung beitragen, sind pH-abhängig. Die Kontrolle und gezielte Einstellung des pH-Werts ist daher eine der wichtigsten Maßnahmen zur Sicherstellung effizienter Prozesse.

Was ist der pH-Wert und warum ist er so wichtig?
Der pH-Wert ist ein Maß für den Säure- oder Basengehalt einer Lösung. Auf einer Skala von 0 bis 14 gilt:
pH < 7: sauer
pH = 7: neutral
pH > 7: basisch (alkalisch)
Viele chemische Reaktionen in der Wasseraufbereitung – insbesondere die Fällung von Metallen, die Koagulation von Trübstoffen oder die Desinfektion mit Chlor – sind nur innerhalb eines bestimmten pH-Bereichs wirksam. Schon geringfügige Abweichungen können die Reaktionsgeschwindigkeit und Wirkung der Chemikalien massiv beeinflussen.
pH-Wert-Kontrolle in der Praxis
Je nach Verfahren wird der pH-Wert gezielt angepasst – meist durch Zugabe von:
Säuren (z. B. Schwefelsäure, Salzsäure) zur Senkung des pH-Werts
Basen (z. B. Natronlauge, Kalkmilch) zur Anhebung des pH-Werts
Moderne Wasseraufbereitungsanlagen verfügen über pH-Sensoren und automatische Dosiersysteme, die permanent die Werte überwachen und entsprechende Korrekturchemikalien dosieren. Diese Inline-Regelung sorgt für gleichbleibende Prozessbedingungen und eine optimale Nutzung der eingesetzten Hilfsstoffe.
Optimale pH-Werte für typische Prozesse
Prozess | Optimaler pH-Bereich |
Koagulation (Aluminiumsalze) | 5,5 – 7,5 |
Koagulation (Eisen(III)-Salze) | 4,5 – 6,5 |
Flockung mit Polymeren | 6,0 – 8,5 |
Phosphatfällung | 6,5 – 7,5 |
Chlorung zur Desinfektion | 6,5 – 7,5 |
Ammoniakstrippen | > 10 |
Herausforderungen bei der pH-Kontrolle
Starke Pufferkapazitäten im Rohwasser
Temperaturabhängigkeit der pH-Wirkung
Falsche Dosierung bei plötzlichen Schwankungen
Verunreinigungen der Messsonden (Biofouling, Ablagerungen)
Verzögerungen durch schlechte Durchmischung
Eine zuverlässige pH-Kontrolle ist nur durch regelmäßige Kalibrierung der Sensoren und ein gutes Verständnis des Wasserchemismus möglich.
Warum der pH-Wert entscheidend ist
🔍 Er beeinflusst die Löslichkeit von Metallen
💧 Bestimmt die Wirkung von Fällmitteln und Desinfektionsmitteln
⚗️ Steuert die Ionenaustauschprozesse
🦠 Entscheidet über das Überleben von Mikroorganismen
📉 Verhindert Korrosion oder Inkrustation in Leitungen und Anlagen
Fazit: pH-Wert als Prozessparameter Nr. 1
Die gezielte Einstellung des pH-Werts ist Voraussetzung für alle chemischen Behandlungsprozesse in der Wasseraufbereitung. Wer stabile Prozesse und hohe Reinigungsleistungen erreichen will, muss den pH-Wert ständig überwachen, kontrollieren und gegebenenfalls regulieren. Damit ist der pH-Wert der entscheidende Prozessparameter für Effizienz, Nachhaltigkeit und Betriebssicherheit.
Im nächsten Beitrag: Wir beleuchten die Fällung von Phosphorverbindungen und ihre Rolle im Gewässerschutz.



